In der Nacht zum 11. Januar 2010 wird Samuel Flemming (22) brutal ermordet – von einem «Freund». Kurz darauf nimmt die Polizei den Täter fest: Mike*, jung, schmächtig, gesteht – schweigt aber zum Motiv. Im Sommer 2010 stehen Lisa und Michael Flemming als Nebenkläger vor Gericht – dem Mörder ihres Sohnes gegenüber. Ein Moment, den Worte kaum fassen können. Und doch geschieht in diesem Prozess etwas Unerwartetes: Die Eltern erklären, dass sie vergeben wollen – noch bevor der Täter sich entschuldigt. «Vergebung ist kein Zeichen von Schwäche», sagt Michael Flemming, «sondern ein Akt der Stärke.» Als Christen schöpfen sie Kraft aus ihrem Glauben – nicht aus dem Wunsch nach Rache. Lisa Flemming erinnert sich, wie sie beim Lesen des Obduktionsberichts jeden grausamen Punkt bewusst vergab. «Danach war ein übernatürlicher Friede in mir.» Vergeben heisst für sie nicht vergessen – sondern sich von Hass zu befreien. Auch wenn sie bis heute keine Antwort auf das «Warum» haben, spüren sie: Vergebung bringt Heilung. Sie glauben daran, dass sie Samuel eines Tages wiedersehen werden – und dass Gott auch in grösstem Leid gegenwärtig ist.